Sophie Kirchner
all(e)in
Fast 85% Prozent der 2,6 Millionen Alleinerziehenden in Deutschland sind Frauen. Wie ergeht es ihnen während der Pandemie, rundum die Uhr zu Hause, in sozialer Isolation und ohne Kinderbetreuung?
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„Die Mitarbeiterin beim Amt war sehr genervt von meiner Geschichte und der Frage, ob ich ein bisschen Unterstützung im Alltag beantragen könne. Sie sagte zu mir: ‚Damit Leute wie Sie ihre Wäsche gewaschen bekommen, gehe ich arbeiten!‘.” – Flor
„Ich habe mich während der Geburt in der kompletten Kommunikation im Krankenhaus sehr alleingelassen gefühlt. Das Pflegepersonal hatte natürlich einen gewissen körperlichen Abstand einnehmen müssen. Ich finde aber auch, dass emotional Abstand genommen wurde und ich weiß nicht, ob das an Corona gelegen hat, oder einfach daran, dass es eine sehr geburtenstarke Klinik war.” – Franziska
„Die Lockdowns haben sich ein wenig angefühlt wie ein Trost. Ich dachte: ‚Jetzt gerade geht es nicht nur mir allein so, sondern allen Anderen da draußen auch. Wir sitzen quasi im selben Boot’. Denn ich konnte bereits vor der Pandemie schon gar nicht mehr richtig am Leben teilnehmen. Ich war und bin nämlich 365 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag die einzige Bezugsperson für meine drei Kinder.“ – Michaela
„Als Alleinerziehende bin ich darauf angewiesen mein Kind betreuen zu lassen. Noch dazu arbeite ich selbstständig in einem systemrelevanten Beruf. Ich muss zur Arbeit gehen und es war laut Senatsvorgaben auch mein Recht. Und wenn dann mein Kind vor Ort nicht gut behandelt wird, weil ich für unser Recht einstehe, ist das ungefähr das Schlimmste, was man sich als Mutter vorstellen kann. Vom Verdienstausfall mal ganz abgesehen.” – Anonym