Mozaik

Wir essen Çekirdek. Der Berg wird immer größer, meine Lippen brennen vom Salz, dennoch kann ich nicht aufhören. Es hilft mir beim Nachdenken. Der zweite Lockdown in Berlin bedeutet für mich, dass ich wieder in nur einem Jahr von heute auf morgen arbeitslos werde. Zuerst verlier ich meinen heißgeliebten Barjob, jetzt den im Shisha Café. Meine Familie weiß auch keinen Rat, sind total überfordert mit dem Homeschooling, den Kindern.

Wie wärs denn mal mit Escort-Service, scherzt mein Kuzeng. Anonym seine getragene Unterwäsche im Internet verkaufen geht doch auch, findet seine Frau und es kommt zum Streit. Meine Mama sagt, ich solle reich heiraten. Maktub, antworte ich und bete darum meinen Fokus zu finden und einen klaren Kopf zu behalten.

Meine Hala liegt im Krankenhaus, sie hat Corona. Die arme Frau, sie ist alt und nimmt alle möglichen Medikamente, jetzt hat sie das Virus erwischt.

Angesteckt hat sie sich bei ihrem Mann, der Kellner ist. So wie ich. Deshalb erlauben mir meine Eltern nicht, sie zu besuchen. Auch nach über einem Jahr nicht. Ihre Angst ist viel zu groß. Irgendwo kann ich sie verstehen.

Mir macht die ganze Veränderung auch Angst. Ich durchlebe Verletzungen, arbeite Familie auf und versuche irgendwie zu heilen. Meine Beziehungen haben sich verändert, sie entwirren sich und zeigen ihr wahres Gesicht. Freundschaften zerbrechen. Einsamkeit schleicht sich ein und ich werde an den Rand meiner antisozialen Ader getrieben. Einfach Alles ist anders. Ich wage einen Neuanfang und ziehe in eine WG, mit einem Kater. Sein Name ist Jibbie.